Dr.Edmund Berndt

Atterseestr.57

4860 Lenzing

 

Vizekanzler

Dr. Wolfgang Schüssel

Minoritenplatz 3,

1014 Wien                                                                                          Lenzing, am 02.08.1998

 

 

Hochgeehrte Excellenz!

 

 

Heute im Apothekenbereitschaftsdienst habe ich erneut einen Nachtrag und zwar den „62. Nachtrag und Berichtigung zur Sammlung der Gesetze und Verordungen für den österreichischen Apotheker“ in die für alle Apotheken vorgeschriebene Gesetzessammlung übernommen und habe die jeweiligen Blätter getauscht etc.. Der Arbeitsaufwand dafür betrug diesmal etwas weniger als eine Stunde als für den 61. Nachtrag, obwohl das Gewicht der auszutauschenden Blätter diesmal nicht magere 117,9 sondern 163,5g betrug. Ein neues Gesetz und zwei neue Verordnungen kamen hinzu, mußten also nur eingelegt und nicht ausgetauscht werden, was schneller geht. Respekt!

 

Wie Ihnen bereits in der letzten Zusendung am 31.05.98 zur Kenntnis gebracht, also alle paar Monate, so 4-6x pro Jahr, darf ich das tun. Eine wahre Freude, die eben nicht jedem Bürger zu teil wird!

 

Leider kann der Apothekerverlag nicht schnell genug drucken, und so sind noch nicht die allerjüngsten Änderungen der Änderungen enthalten, und so darf ich Ihnen schon heute versichern, daß Sie in bälde weitere Blätter zur Entsorgung bekommen werden. Gesetzpapiere haben in der modernen Zeit dank Ihrer und Ihrer Kollegen Unermüdlichkeit keine Zeit mehr zum Vergilben.

 

Meine Berechnungen über das Ausmaß der Gesetzesproduktion bleiben somit aufrecht, und ich darf Ihnen untertänigst und dankbarst erneut versichern, daß pro Jahr für jede Apotheke sicher nicht weniger als 0,5 kg relevante Gesetze produziert werden, woraus sich ergibt, daß in den letzten 10 Jahren mindestens (!) an die 5 Tonnen (= 1 volle LKW Ladung) Gesetzestexte in sicher nicht weniger als 50.000 (fünfzigtausend) akademischen (!) Arbeitsstunden in den österreichischen Apotheken sorgfältigst sortiert abgelegt und entsorgt wurden.

 

Auch diesmal erlaube ich mir, Ihnen die überholten Blätter zu überlassen. Ich hoffe sehr, daß Ihnen dieses Feedback Freude macht. Nicht jedem ist es vergönnt die Ergebnisse seiner Arbeit gewissenhaft von Zeit zu Zeit selbst zu entsorgen. Vielleicht ist Ihnen, sehr geehrte Excellenz, ein Container bekannt, der dem Ergebnis und der Bedeutung Ihrer und Ihrer geschätzen Kollegen Arbeit ein Recylcing garantiert, das zumindest hygienisch angemessen ist.

 

Zuletzt darf ich mich nochmals für die noch immer nicht geschlechtsneutrale Formulierung des Titels auf dem Umschlagsblatt entschuldigen. Ich habe dem Apothekerverlag diesen Verstoß leider zu spät gemeldet, aber man hat mir versichert, daß dies in Hinkunft nicht mehr vorkommen wird. Und beim nächsten Entsorgungstermin, also noch lange vor den nächsten Wahlen, können auch Sie sich an der richtiggestellten Formulierung zusätzlich ergötzen.

 

Mit dem Gesetz entsprechender Hochachtung!

Dr. Berndt, Apotheker und Untertan